Handarbeit

Rückblick: Das Weinjahr 2023

Helmuth Zozin - Direktor

2023 war ein herausforderndes Jahr, das uns gezeigt hat, dass sich Fleiß und akribische Arbeit sehr wohl auszahlen. Obwohl die klimatischen Bedingungen alles andere als einfach waren, haben wir großartige Resultate erzielt. Unser System aus akkurater Arbeit im Weinberg, jahrelanger Arbeit mit biodynamischen Präparaten und langjährigem Humusaufbau trägt seine Früchte. Unsere Weinberge kommen mit Trockenperioden gut zurecht, genauso wie mit intensiven Regenfällen. Ihre Stressresistenz steigert sich von Jahr zu Jahr. Gerade in einem komplizierten Jahr wie diesem ist uns das wieder bewusst geworden.

Der Winter war warm und überaus trocken, gerade in den Monaten Februar, März und April hat es kaum geregnet. Mai, Juni und Juli waren dafür sehr feucht mit Niederschlägen fast an jedem zweiten Tag. Ende Juli und Ende August gab es dann zwei Hitzeperioden mit Temperaturen bis zu 40 Grad. Der Herbst war zum Glück traumhaft mit sechs Wochen bestem Wetter, unterbrochen von lediglich einem Regentag Mitte September.

So konnten wir zwischen 5. September und 18. Oktober jeden Tag zur Lese nutzen und Weinberg für Weinberg zum optimalen Reifezeitpunkt ernten. Erstaunlicherweise konnten die Hitzephasen unseren Reben nichts anhaben. Die Trauben konservierten eine frische Säure und blieben moderat im Zuckergehalt. Perfekte Aromareife mit moderatem Alkohol und knackiger Säure ist genau das, was wir wollen. 2023 geht genau in diese Richtung.

Ob es Wetterglück oder der Effekt unserer biodynamischen Wirtschaftsweise ist, lässt sich schwer sagen. Wir sehen jedoch ganz konkret, dass unsere rhythmische Präparatearbeit unsere Weinberge von Jahr zu Jahr resilienter macht.

Wie immer begannen wir die Lese in Terlan in unseren besten Sauvignon Blanc-Parzellen für den Liebenaich und den Tannenberg. In diesen ersten Septemberwochen wurde es an den Nachmittagen sehr warm. Daher haben wir die Lese auf die kühlen Morgenstunden beschränkt. Weißweintrauben und Pinot Noir wollen wir kühl zur Verarbeitung bringen, und so starteten wir mit der Arbeit um fünf Uhr morgens und endeten spätestens um die Mittagszeit.

Kühle und integre Trauben in den Keller zu bringen ist wichtig, um die Frucht und die Frische zu erhalten. Da wir in der Kelterung keinen Schwefel und keine Reinzuchthefen verwenden, hat das bei uns eine zusätzliche Dimension. Natürliche Spontangärung ist eine wunderbare Sache, um die Individualität des Terroirs in die Flasche zu bekommen. Andererseits ist es ein schmaler Grat, auf dem man sich bewegt, und jede kleine Unachtsamkeit wird mit unfeinen Aromen bestraft. In dieser heiklen Phase behandeln wir deshalb unsere Trauben wie rohe Eier und achten auf jedes Detail, um sie vor Oxidation und unerwünschten Entwicklungen zu schützen.

»Mai, Juni und Juli waren sehr feucht mit Niederschlägen fast an jedem zweiten Tag.«

Leichter geht es natürlich, wenn uns wie dieses Jahr traumhaftes Herbstwetter hilft. Stressfrei konnten wir nach der einzigen kurzen Regenphase unsere Chardonnays für den Sophie, den Vernatsch aus dem Keil, den Lagrein in Rubatsch und schlussendlich unsere Roten für die Cuvées in den Keller bringen. Ausnahmsweise haben wir 2023 die Lese mit einer weißen Sorte, und zwar mit dem Goldmuskateller abgeschlossen.

Der aktuelle Jahrgang macht uns außergewöhnlich glücklich. Wir haben das Gefühl, dass wir Schritt für Schritt dort hinkommen, wovon wir 2005 bei der Entscheidung zur Umstellung auf Biodynamik geträumt haben: hohe physiologische Reife mit moderater Zuckerreife.

Die Weißweine zeigen sich mit mineralischer Frucht in der Nase, Nerv und Spannung am Gaumen und Leichtigkeit im saftigen Abgang. Dichte ausdrucksstarke Weine, die zugleich große Trinkfreude bereiten. Vielversprechend ist die Kombination von viel reifer Frucht mit fordernder Säure und relativ moderatem Alkohol. Ich denke, die 2023er Weißweine werden in der Jugend mit ihrem kühlen Charakter recht herausfordernd sein, mit ein bisschen Geduld, aber mit ihrem großen Reifepotenzial punkten.

Die Rotweine sind von reifer Frucht und dichten Tanninen geprägt. Sie versprechen, Zugänglichkeit in der Jugend mit großen Reifepotenzial zu vereinen.

Das ist natürlich nur eine erste Momentaufnahme. Unsere Weißweine haben noch sechs bis elf Monate auf der Hefe in den großen Holzfässern vor sich, unsere Rotweine liegen ein Jahr bis eineinhalb Jahre in den Barriques. Da kann und soll noch einiges passieren. Die Voraussetzungen sind mehr als gut, und alle Anzeichen sprechen für einen ausgezeichneten Jahrgang.

Wenn ich den Jahrgang mit den vorhergehenden vergleiche, fallen mir bei Frucht und Struktur Parallelen zu 2016 auf, aber mit einer Stufe mehr an Säure und einem halben bis einem Grad weniger Alkohol.

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