»2023 war eine Herausforderung, aber 2024 hat nochmals eins draufgesetzt.«
Handarbeit
Rückblick: Das Weinjahr 2024
Helmuth Zozin - Direktor
2023 war eine Herausforderung, aber 2024 hat nochmals eins draufgesetzt. Noch nie haben wir so viele Arbeitsstunden in unsere Weinberge investiert.
2024 war eines der regenreichsten Jahre, das wir je hatten. Vor allem das Frühjahr war nass mit zwei bis drei Regentagen pro Woche. Starkes Wachstum und hoher Pilzdruck waren die Folge. Als Biowinzer muss man in einer solchen Situation extrem fleißig sein. Von Mai bis Juni forderten Handarbeit, Spritzarbeit und die Ausbringung der biodynamischen Präparate fast ununterbrochen eine Siebentagewoche.
Der Herbst war zwiegespalten mit perfektem Erntewetter in der ersten Hälfte und erneut viel Nässe bei der Lese der späteren roten Rebsorten.

Der Winter war relativ warm und niederschlagsreich, mit ergiebigen Schneefällen im Dezember und Februar. Der März war erneut überdurchschnittlich warm und feucht, sodass der Austrieb bereits Ende des Monats begann. Ein früher Austrieb birgt immer Frostrisiko. Ende April erwischte uns der Frost in einigen Lagen am See. Bei Goldmuskateller und Lagrein waren die Schäden am größten. Goldmuskateller wird es dieses Jahr ein Drittel weniger geben, beim Lagrein fehlt mehr als die Hälfte.
Im Frühling sah es nach einer frühen Lese aus. Die Regentage im Mai und Juni bremsten die Entwicklung, die Blüte begann Ende Mai. Im Juli und August hatten wir einige Hitzewellen mit Temperaturen bis 35 °C und darüber.
Zu Erntebeginn Anfang September waren wir zuversichtlich, alles war möglich, bis hin zu einem Jahrhundertjahrgang. Die erste Hälfte der Lese bescherte uns Traumwetter mit sonnigen Tagen und klaren kühlen Nächten.
Wir begannen die Lese in Terlan in unseren besten Sauvignon Blanc-Parzellen für den Liebenaich und den Tannenberg am 6. September. Es folgten die Chardonnay-Weinberge für Sophie und der Weißburgunder für Eichhorn und Contessa. Zwischen 15. und 20. September holten wir unsere Blauburgunder für Mason und Mason Di Mason. Dann noch Weißburgunder und Sauvignon Blanc von unseren höheren Lagen für Contessa. Bis dahin war es ein perfekter Herbst mit fantastischen Qualitäten.
Danach wurde es durchwachsen und schwierig. Ab Ende September, bei der Lese der spät reifenden Roten wie Vernatsch, Lagrein, Merlot, Cabernet usw., hatten wir ungewöhnlich viele Regentage. Viel mühevolle Selektionsarbeit war notwendig, um gute Qualitäten in den Keller zu bringen.

Bei den Weißweinen würde ich von einem großen Jahrgang sprechen, ähnlich 2023. Welcher der beiden Jahrgänge die Nase vorne haben wird, werden wir erst in einigen Jahren einschätzen können. Die 2024er Weißweine sind von kristalliner Klarheit im Aroma und mit Nerv und Spannung am Gaumen. Ähnlich moderat im Alkohol wie 2023, vielleicht noch die Spur puristischer und damit noch mehr für eine lange Flaschenreife geeignet.

Großes versprechen die Pinots. 2024 reiht sich in die großen Jahrgänge 2016, 2019 und 2022 ein. Mein Eindruck ist, dass 2024 in puncto Balance sogar einen Gang mehr hat.
Der Keil 2024 überrascht mich: Er hat Frucht und Saftigkeit wie nur in den besten Jahren. Allerdings war auch der Ertrag so niedrig wie nie. Mit nicht einmal 40 hl pro Hektar liegen wir auf burgundischem Grand Cru Niveau.
Komplizierter ist es bei den anderen Roten. Wir haben entschieden, extrem selektiv vorzugehen. Castel Campan werden wir 2024 nicht abfüllen, von Cassiano und Rubatsch wird es die Hälfte geben. Das schulden wir den Ansprüchen unserer Kunden. Nach einer Reihe großartiger Rotweinjahrgänge ist dies verschmerzbar.
Profitieren wird unser Conte: Es wird mehr davon geben und das in wirklich guter Qualität.

In Summe können wir zufrieden sein, wir haben ein schwieriges Jahr gemeistert. Der Ertrag war 10 % geringer als erhofft, der Aufwand zugleich um einiges höher als kalkuliert. Bei der Qualität überwiegt aber schlussendlich die Freude.
Es bestätigt sich auch dieses Jahr, dass akribische Handarbeit und jahrelanges rhythmisches Ausbringen der biodynamischen Präparate nicht umsonst sind. Wir sehen, dass sich die Kontinuität dieser Arbeit bezahlt macht. Die Resilienz unserer Weinberge nimmt von Jahr zu Jahr zu, die Tendenz zur Ausgeglichenheit ist stabil. Ein Ansporn, nicht nachzulassen und weiter im Jahreslauf jede anstehende Arbeit so perfekt wie möglich zu machen.
Nach jeder Ernte geht es aufs Neue los: Ausbringen des Komposts, Einsaat, Rebschnitt, Aufsetzen der neuen Kompostmieten, biodynamische Präparate produzieren, Anbinden der Triebe, Ausbrechen der überschüssigen Sprosse, Laubarbeit, Pflanzenschutz, selektive Lese.
Jede dieser Arbeiten ist wichtig. Im synergetischen Zusammenwirken und in der rhythmischen Kontinuität über die Jahre stärken sie die Vitalität und fördern die Balance. Der Schlüssel liegt im täglichen Tun mit Können, Fleiß und ohne Kompromisse. Unser Team zieht dabei mit, und dafür sind wir dankbar. Die Handarbeit im Weinberg ist hart, anstrengend und nicht gerade überbezahlt, aber sie ist der Grundstein für die Qualität, die wir Jahr für Jahr in die Flasche bringen.